Berufe & Lebens formen

Alle Getauften sind berufen, Gott und den Menschen zu dienen und auf ihre Weise dem Beispiel Jesu zu folgen. Manche erkennen ihre Berufung darin, ihre Talente auch in einen Beruf in der Kirche einzubringen, etwa als Pastoralreferentin, als Gemeindereferent oder als Kirchenmusikerin. Wer sich etwa zum Ordensleben berufen fühlt, folgt dem Vorbild Jesu gerade auch in der Ehelosigkeit.

Im Dienst Jesu

„Vor meinem Eintritt bei den Kapuzinern wollte ich Land- und Forstwirtschaft studieren, eine Jagdhundezucht betreiben und mich auf einem Hof niederlassen. Dann kam der Zivildienst und der Einsatz in einem Altenpflegeheim. Dort fand ich meine Berufung: ‚Die Liebe dessen, der uns so sehr geliebt hat, wiederzulieben‘ (nach Franz v. Assisi). Vielfältiger geht es gar nicht: Gebet, Theologiestudium, Krankenpflegeausbildung, priesterlicher Dienst, therapeutische Ausbildung etc. Aber zuallererst kommt Gott! Die Gemeinschaft mit ihm gibt mir Kraft für meine Arbeit im Krankenhaus, in der Pfarrei oder in der Berufungspastoral. Er ist der Mittelpunkt meines Lebens – meine große Liebe, die mich an die Seite der Mitmenschen stellt, seine Liebe zu leben. Gemeinschaft, Gelübde und meine Mitbrüder stärken und stützen mich. Sie lassen mich diese Lebensform mit Freude leben.“

Br. Jeremias OfmCap, Würzburg

„Ich bin gerne mit anderen zusammen. Während meines Theologiestudiums reifte in mir der Gedanke, Ordensmann zu werden. Die klösterliche Gemeinschaft ist für mich der Raum, in dem meine Berufung sich entfalten darf. Hier kann ich mich mit meinen Begabungen einbringen: singen, Liturgie feiern, Gemeinschaft gestalten. Das Gemeinschaftsleben lässt mich aber auch wachsen, indem ich mich immer neu auf meine Mitbrüder einlassen muss, und darauf ,horche’, was ein anderer mir zu sagen hat. Gemeinsam mit meinen Brüdern im Wechsel von ora et labora, in Arbeit und Gebet, im Alltag und beim Feiern von Festen, in der Stille und in der Begegnung mit anderen Christus auf die Spur zu kommen, das macht für mich das Leben als Benediktinermönch aus.“

P. Sebastian Haas-Sigel OSB, Beuron

Ordensmann – was ist das?

Das Leben der Ordensmänner ist vielfältig und zeitlos. Die Lebensgestaltung basiert auf einer oft langen geistlichen Tradition und sucht immer neue Bezüge
zur Gegenwart. In der Nachfolge Christi antworten Ordensmänner auf Nöte ihrer Zeit. Zu den bekanntesten Ordensgründern zählen Benedikt von Nursia,
Franz von Assisi, Dominikus, Ignatius von Loyola und Charles de Foucauld. Männerorden sind unterschiedlich. Je nach Ordensregel betonen sie verschiedene Aspekte des Lebens Jesu. Ordensmänner eint, dass sie in Gemeinschaft leben. Durch Gelübde oder Versprechen haben sie ihr Leben Gott und dem Dienst am Menschen geweiht. Unter den Ordensmännern sind häufig auch Priester und Diakone.


Wo leben Ordensmänner?

Kreuzgang, Klausur und Klostermauern: Was das Leben als Ordensmann ausmacht, darüber haben viele Menschen bestimmte Vorstellungen. Doch Ordensmänner leben weit unterschiedlicher, als es diese Begriffe andeuten. Das beweisen die fast 5.000 Ordensmänner in 60 Männerorden, verteilt auf knapp 550 Niederlassungen, deutschlandweit tagtäglich aufs Neue: Die meisten von ihnen arbeiten etwa in Schulen, in Pfarrgemeinden, mit Jugendlichen, in Heimen, Krankenhäusern, mit körperlich oder psychisch Kranken oder in der Wissenschaft.

Wie leben Ordensmänner?

Ordensmänner in kontemplativen Orden leben hingegen bewusst zurückgezogen. Der Alltag von Ordensbrüdern und Ordenspriestern ist geprägt von Gebetszeiten und Zeiten der Arbeit – gemäß demLeitwort „ora et labora“. Die einzelnen Orden stellen je nach Gründer Merkmale Jesu in den Mittelpunkt: Jesu Liebe zu den Armen und Geknechteten, seine Hilfe für die Ausgestoßenen, Jesus als Lehrer oder als Arzt der Kranken, Jesus als Betender im Dialog mit dem göttlichen Vater. So leben Ordensmänner in Gemeinschaft ihr jeweiliges Charisma, das ihnen der Heilige Geist geschenkt hat. Sie haben sich vom Charisma ihres Ordens angesprochen gefühlt und darauf mit dem Eintritt  reagiert. Ihre Lebensform wird durch die evangelischen Räte (von Evangelium– frohe Botschaft) bestimmt, deren Einhaltung sie in ihrer Profess öffentlich versprechen.

  • Armut meint, auf persönlichen Besitz zu verzichten und bescheiden zu leben.
  • Ehelose Keuschheit bedeutet, auf Ehe und Familie zu verzichten und in sexueller Enthaltsamkeit und Wahrhaftigkeit zu leben.
  • Gehorsam heißt, sich der Führung Gottes anzuvertrauen und sich seinem Willen durch den Ordensoberen nach der jeweiligen Ordensregel zu unterstellen.

In bestimmten Ordensgemeinschaften kommen noch andere Gelübde hinzu, wie zum Beispiel die „stabilitas loci“, die Ortsgebundenheit, das heißt die Entscheidung, in dem Kloster zu bleiben, in das man eingetreten ist. Ihre Lebensform ist für Ordensmänner Geschenk Gottes und Glaubenszeugnis zugleich.


Ordensmänner – wie entstand die Lebensform?

Schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche zogen Christen in die Einsamkeit. Dort wollten sie gemäß dem Evangelium arm und ehelos leben. Mit der Zeit schlossen sich einige von ihnen zusammen und es bildeten sich die ersten geistlichen Gemeinschaften. In den größeren Städten des römischen Reiches sammelten sich um Bischöfe, Lehrer und charismatische Persönlichkeiten Männer, die bewusst in der Nachfolge Christi gemeinsam leben wollten. Die klassischen Ordensregeln der westlichen Tradition gehen zurück auf Augustinus, Benedikt und Franziskus. Vor allem im 12./13. Jahrhundert entstanden Bettelorden wie etwa die Franziskaner und Dominikaner. In der Neuzeit kamen unter anderen die jesuitischen Gemeinschaften, die Salvatorianer und die Salesianer hinzu. Im Lauf des 20. Jahrhunderts entstanden zahlreiche weitere Gemeinschaften.

Der Weg zum „Ja“ zu einer neuen Lebensform

Viele Orden bieten die Möglichkeit, „Kloster auf Zeit“ zu erleben. Nach ersten Kontakten und Gesprächen folgt für Interessenten schließlich eine verbindlichere Zeit des Mitlebens in der Gemeinschaft. So lernen sie den Orden genauer kennen. Am Ende eines mindestens zwölfmonatigen Noviziats müssen Orden und Novize über die nächsten Schritte in der Gemeinschaft übereinkommen. Werden die Ordensgelübde (Profess) dann abgelegt, verspricht der Novize, seinen Weg im Orden fortzusetzen. Die Gelübde können mehrmals erneuert werden. Die endgültige Bindung wird durch die Ewige Profess besiegelt. Ordensmänner werden für ihre Arbeitsbereiche und Aufgaben aus- und weitergebildet.

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